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4.5 Mastering


Das Mastering bezeichnet im klassischen Sinne eigentlich lediglich die Übertragung des fertigen Songs auf ein Medium. Wenn man aber heutzutage von Mastering spricht, dann meint man meistens den Prozess des Pre-Masterings, der den fertigen Downmix eines Songs noch einmal in seinen Klangeigenschaften perfektioniert, bevor er auf CD (oder früher LP) gepresst wird. Owsinski schreibt auf Seite 116:

Mastering ist der Prozess, der eine Kollektion von Songs in eine professionelle Platte, bzw. CD verwandelt. Danach klingen sie in Bezug auf Ton, Lautstärke und Timing (den Pausen zwischen den Songs) so, als gehörten sie zusammen. [Mastering] ...ist eine Kunstform, deren Erfolg, wenn sie gewissenhaft durchgeführt wird, von dem Können, der Erfahrung in verschiedenen Musik-Genres und dem guten Geschmack des Mastering Engineers abhängt.

Das Mastering stellt also sozusagen den letzten Schliff eines Musikstückes dar und ist besonders wichtig, da es sicherstellen muß, dass der erste Eindruck beim Hörer (der ja bekanntlich der wichtigste ist) sehr gut ist. Gewissermaßen macht ein Mastering den Unterschied zwischen einem kommerziellen Musikstück und einer guten Demoversion aus. Owsinski schreibt:

Ein Projekt, das gemastert wurde (besonders von einem angesehenen erstklassigen Mastering-Studio), klingt einfach besser. Es klingt komplett, brillant und abgeschlossen. [...] Der Grund liegt darin, dass der Mastering-Engineer hochwertige Equalizer und Kompressoren eingesetzt hat, um Ihr Projekt größer, fetter, wertiger und lauter klingen zu lassen.

Das Mastering ist etwas, das in aller Regel von absoluten Profis vorgenommen wird. Owsinski führt dies aus:

Warum können Sie also nicht einfach die Mastering-Plug-Ins Ihrer digitalen Workstation aufrufen, statt zu einem teuren, professionellen Mastering-Studio zu gehen? [...] Das Mastering-Studio ist besser ausgerüstet. Es kann auf Geräte zurückgreifen, die Ihnen eine typische Workstation nicht bietet. [...] Tatsächlich kostet das Monitorsystem solcher Profistudios wahrscheinlich mehr als ein gesamtes Heimstudio. [...] Aber der wahre Schlüssel zum Erfolg ist die Person des Mastering Engineers. Diese Tätigkeit ist alles, was er tagein und tagaus macht. Er hat „große Ohren“, weil er mindestens acht Stunden am Tag mastert, und er kennt seine Monitore so gut, wie Sie Ihr Lieblingspaar Schuhe. Außerdem ist seine Referenz – nämlich was eine gute, ausgewogene Produktion darstellt – sehr fein ausgeprägt, dank der tausenden und abertausenden von Stunden, die er mit den besten und den schlechtesten Mixes jedes Musik-Genres zugebracht hat.

Es ist zu erkennen, dass ein guter Mastermix keine triviale Angelegenheit darstellt, die wohl auch im Rahmen dieser Arbeit nicht erschöpfend behandelt werden kann. Es gibt viele Plug-Ins auf VST Basis für Hostprogramme wie Cubase, von denen behauptet wird, dass sie einen guten Mastermix ermöglichen. Allerdings ist der Unterschied zwischen einem kommerziellen Musikstück und einem selbst gemasterten Song sogar für ungeübte Ohren immernoch eklatant.

Eine der Aufgaben, die gemeinhin als besonders wichtig angesehen wird, ist die Anhebung der Lautheit eines Songs. Im Rahmen seiner Produktion wird dafür gesorgt, dass die Pegel der Einzelspuren stets weit unter 0 dB liegen (siehe Abbildung 41), was das absolute Maximum für ein digitales Audiosignal darstellt. So kann das Instrument sich innerhalb seiner Dynamik entfalten und es kommt zu keinem Zeitpunkt zu einer digitalen Übersteuerung (auch Clipping genannt). Nach einem Downmix besitzt der Song dann zwar eine Dynamik, die durchaus
für den Song adäquat ist, seine Gesamtlaustärke hängt allerdings von dem höchsten Ausschlag eines bestimmten Instrumentes ab und diese ist in aller Regel klein. Menschen empfinden aber Songs, die lauter sind, als der Song, der vorher oder nachher gespielt wird, subjektiv als besser. Zumindest wird dies seit den 50er Jahren von Menschen aus der Musikbranche behauptet und daher wird seitdem versucht, die Lautheit (also die subjektiv empfundene Lautstärke) der Aufnahmen zu erhöhen. Abbildung 42 verdeutlicht den Effekt:

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Abbildung 42: Dynamikschwund bei Überkompression


Oben in Abbildung 42 ist das Audiosignal zu sehen, wie es aus dem Hostprogramm nach einem Downmix herauskommt. Erkennbar sind die einzelnen Peaks und die relativ geringe Lautheit in Bezug auf den möglichen Umfang (die durchgezogenen Linien jenseits der Mittellinie liegt bei -6 dB). Die mittlere und die untere Darstellung zeigen dasselbe Signal, nachdem es durch einen Kompressor oder Limiter plattgedrückt wurde und durch eine Normalisierung aufgezogen. Unter Toningenieuren ist diese Methode eigentlich eher unbeliebt, allerdings verlangt sie der Markt. Der Wettbewerb, Songs immer lauter und lauter zu machen, ohne eine Übersteuerung herbeizuführen, wird in der Branche bereits als „Loudness War“ bezeichnet. In einer Quelle [11] wird Mastering Ingenieur Bob Katz zitiert:

In den Achtzigern, als die CD sich durchsetzte, hatten wir bis zum Lautstärkelimit der CD bei 0 dB noch einen Headroom von 6 bis 8 dB. Dem Originalmix während des Masterings Lautstärke hinzuzugeben war deshalb ungefährlich. Viele Künstler wollen ihre Produkte lauter haben als die der Konkurrenz, weil sie sich davon mehr Aufmerksamkeit versprechen. [...] Ab 2000 war es nicht mehr möglich, den Pegel weiter anzuheben: Clipping wurde bewusst herbeigeführt. Das sind ernsthafte Verzerrungen, die mitunter die Anlage beschädigen können.

Ob und in wie weit man sich als Musikschaffender diesem Trend der maximalen Aussteuerung unterwerfen muß, bleibt jedem selbst überlassen. Der Beispielsong wurde bewußt mit sanfteren Kompressoren weniger extrem in seiner Lautheit erhöht. Das resultiert darin, dass er nicht so laut ist, wie kommerzielle Songs.

Zusätzlich zur Erhöhung der Lautheit modifiziert ein Mastering aber auch den Klang des Songs. Dies wird zumeist unter dem Einsatz von Multibandkompressoren erreicht, die bereits weiter oben beschrieben wurden. Ziel ist es, den Lautheitsanteil der verschiedenen Frequenzbereiche in etwa an die auf dem Markt befindlichen Songs anzugleichen. Denn zu wenige Höhen klingen alleinstehend akzeptabel, aber im Wechsel mit anderen Werken mit mehr Höhen zu dumpf. Umgekehrt gilt dasselbe für einen zu wenig ausgeprägten Bassbereich, der eher einen schwachbrüstigen Eindruck beim Hörer hinterlässt oder einem zu stark ausgeprägten Mittenbereich, der schlicht ungewohnt und metallisch klingt.

Weiterhin kann ein Mastering die Breite des Songs beeinflußen. Dies kann unter dem Einsatz von Stereo Enhancern passieren, da das Panning in einer Stereosumme nicht mehr beeinflußt werden kann.

Der Beispielsong wurde aufgrund von mangelndem Equipment und unzureichender Erfahrung auf dem Gebiet des Masterings an ein professionelles Mastering-Studio übergeben.


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2008-09-24 15:50:16 Marco
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